KUGEL Kultur - Geschichte - Leben
KUGEL           Kultur - Geschichte - Leben

Nickelsdorf als Tor zum Osten ist seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges der wichtigste Grenzübergang nach Ungarn und damit nach Ost- und Südosteuropa. Viele Ereignisse seit 1945 wie der Auf- und Abbau des Eisernen Vorhanges, die Revolutionen in den ehemaligen Ostblockländern, den Flüchtlingsschicksalen, die Reisewellen und Ereignisse bei unseren Nachbarn wurden zuerst von den Bewohnern der Grenzregion registriert und beeinflussten ihren Alltag und ihren persönlichen Lebensraum. 

 

Die Grenzziehung zwischen Österreich und Ungarn nach dem Friedensvertrag von Trianon 1919 wurde bis zum Jahr 1945 als bürokratische Schikane erlebt.  Mit dem Aufbau des ersten Stacheldrahtzaunes und Minengürtels 1948 wurde die Grenze als radikale Trennungslinie im Bewußtsein der Bewohner von den ungarischen Machthabern durchgesetzt. Dadurch wurde ein in Jahrhunderten gewachsener Lebens- und Wirtschaftsraum in die „Guten“ auf der einen und in die „Schlechten“ auf der anderen Seite der Grenze getrennt.

 

Der Versuch des ungarischen Volkes nach dem Vorbild Polens aus dem stalinistischen Kerker auszubrechen, führte 1956 zur Revolution. Daher war es nahe liegend, 50 Jahre später dieses Thema als Anlass für unsere  Ausstellung zu wählen.

 

Am Anfang der Ausstellung wird die dramatische Entwicklung an der Grenze bis hin zur Errichtung des „Eisernen Vorhangs“ ab 1948 und dessen Überwindung am Beginn des Aufstandes stehen. Ein weiterer Schwerpunkt beschäftigt sich mit den Verbindungen zwischen den Menschen beiderseits der Grenze, der Trennung durch die politischen Ereignisse und das rasche Zusammenfinden nach dem Ausbruch der Revolution 1956. Dabei stehen vor allem die Hilfslieferungen nach Ungarn im Vordergrund, die zum Großteil über den Grenzübergang Nickelsdorf abgefertigt wurden.

 

In einem Filmbeitrag mit Interviews von Zeitzeugen zeichnen Menschen westlich und östlich der Grenze ihre ganz persönliche Erfahrung mit dem Stacheldraht und den Ereignissen der Revolution von 1956 nach. Weiters werden im Rahmen einer Veranstaltungsreihe der Burgenländischen Volkshochschulen zwei Vorträge stattfinden.

 

 

Ein Teil der Ausstellung widmet sich auch der künstlerischen Aufarbeitung der Thematik. Bereits im Jahre 1958 wurde damit begonnen. Karl Prantl setzte mit seinem bei Nickelsdorf aufgestellten „Grenzstein“ ein Zeichen gegen die europäische Tragödie des „Eisernen Vorhangs“. Der Stein, der sich nunmehr in Pöttsching befindet, wird für diese Ausstellung von Hans Paul Limbeck auf Leinwand reproduziert.

 

Der burgenländische Fotokünstler Steve Haider stellt vier Exponate aus einem Fotozyklus zur Verfügung, der im Rahmen des internationalen Künstlersymposiums „Die Brücke von Andau“ entstand. Der Holzbildhauer Daniel Bucur aus Gols trägt mit seiner Skulptur „Flucht und Freiheit“ ebenfalls zur Ausstellung bei.